Die Pfarrkirche St. Jakob in Königstetten

Nach dem Ungarnsturm wurde unsere Heimat neu missioniert. Eine sehr alte Pfarre, die damals schon Passau unterstand, existierte in St Andrä. Von dort aus wurde für die geistlichen Bedürfnisse der Bewohner von Königstetten gesorgt. Hier gab es die Barbara-Kapelle, bei der ein Kaplan angestellt war. Als ersten Kirchenbau in Königstetten konnten wir anlässlich der Renovierung der heutigen Pfarrkirche ein kleines dreischiffiges romanisches Gotteshaus mit einem Turm nachweisen, wahrscheinlich die erwähnte Barbara-Kapelle. Der Altarraum dieser Ursprungs­kirche lag beim heutigen Kreuzaltar. Der Bau war also, wie bei Kirchen üblich, nach Osten aus­ge­richtet.

Im 15. Jahrhundert verlegten die Bischöfe von Passau ihren Tullnerfelder Sitz von Zeiselmauer nach Königstetten. Eine stattliche Kirche sollte ihren Herr­schaftsanspruch unterstreichen und für alle sichtbar machen. Ab 1415 wurde mit dem gotischen Neubau begonnen, zunächst ohne Turm. Da die Häuser am Hauptplatz zu nahe bei der alten Kirche standen, wurde der Bau gedreht und nach Süden ausgerichtet. Mitte des 15. Jahrhunderts erfolgte die Fertigstellung. Ein schweres Erdbeben brachte 1590 das gotische Gewölbe zum Einsturz, wobei nur der Altarraum stand hielt. Die ursprünglichen Gewölbereste kann man heute noch unter dem Kirchendach besichtigen.

Es brauchte einige Jahre bis die Gemeinde mit Unterstützung des Bischofs von Passau als Kirchenpatron die Schäden am Gewölbe und Dach beheben konnte. Auch wurde mit dem Bau eines Turmes begonnen, der 1643 fertig gestellt wurde. Er war der höchste im Tullnerfeld und bot durch seine dicken Mauern ausreichend Sicherheit für die Bewohner unseres Ortes im Dreißigjährigen Krieg.

Aus der frühen Barockzeit stammt die wunderschöne Kanzel, die durch die vier Evangelisten an der Brüstung geschmückt wird. Als Josef II. die Kartause Mauerbach auflöste, kauften reiche Bürger aus Königstetten Bilder und Kultgeräte des Klosters. Sie schmücken heute unsere Kirche und geben ihr insgesamt einen barocken Anstrich. Nur die Kreuzwegbilder stammen aus dem 19. Jahr­hundert. Aus derselben Zeit datieren auch die neugotischen Kirchenfenster, die wohlhabende Gemeindebürger stifteten. Damals wurden außerdem neugotische Seitenaltäre aufgestellt, so dass die Kirche insgesamt einen überladenen Eindruck aus verschiedenen Stilrichtungen bot.

Zur heutigen Schönheit und edlen Atmosphäre tragen die restaurierte Orgel und die gründliche Innenrenovierung ab 1983 durch Dechant Franz Großhagauer bei. Nach der Entfernung der neugotischen Seitenaltäre kommen die gotischen Elemente und die barocke Einrichtung richtig zur Geltung.